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Wenn Papa „allein zu Hause“ ist: Gedanken zur Väterkarenz

Unser Social-Media-Zauberer hat sich auf eine neue Berufung eingelassen: Held vom Dienst für seine Lara. Wie könnte man diese Mission besser beginnen, als zwei Monate lang „allein zu Hause“ zu bleiben, damit sich Laras Mama auf ihre Rückkehr in die Berufswelt konzentrieren kann. Auf der Suche nach Content, hat er beschlossen, einen Artikel über die Väterkarenz zu schreiben.

Väterkarenz ist noch immer ein Tabuthema

Norman, unser Mann für Social-Media, dessen Aufgabe es normalerweise ist, zur Unterhaltung unserer Follower allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, ein Hashtag zu verpassen, schreibt über ein Thema, das mancherorts fast noch als Tabuthema gilt, die Väterkarenz. Norman, bitte vor den Vorhang! 

Tja, also, hier sitze ich nun vor meinem Computer und versuche ein paar Zeilen zu schreiben, während meine Tochter ihre nachmittägliche Siesta hält. Fast zwei Monate sind vergangen und meine Elternzeit ist beinahe schon wieder vorüber. Sie ist wie im Flug vergangen, schneller, als mein Baby seinen Mittagsbrei an die Wand klatschen kann, wenn man sich nur zwei Sekunden umdreht. Aber in diesem Artikel geht es nicht nur um meine Tochter und mich, sondern um das Thema selbst, das gesetzliche Recht auf Väterkarenz.

Zunächst möchte ich erwähnen, dass ich ursprünglich aus der Schweiz komme und vor etwa 9 Jahren nach Österreich gezogen bin. Vieles vermisse ich hier in meiner neuen Heimat. Einiges nicht. Erst Ende 2020 hatten die Schweizer Wähler (darunter auch ich) endlich die Gelegenheit, über eine parlamentarische Initiative in dieser Angelegenheit abstimmen zu können. Seit Jänner 2021 haben Väter jetzt also die Möglichkeit, 10 Tage bezahlte Väterkarenz in Anspruch zu nehmen, was eine großartige Sache ist. Einige von euch werden jetzt vielleicht einwenden, dass 10 Tage nicht viel sind. Da muss ich zustimmen. Davor hatten frischgebackene Väter jedoch rechtlich Anspruch auf nur einen einzigen Tag! Wie auch immer, dies soll keine Lektion über die Schweizer Gesetzeslage sein, aber es zeigt, wie glücklich ich mich schätzen kann, dass ich die großzügigere Gesetzgebung Österreichs in Bezug auf die Väterkarenz nutzen kann.

Damit gleich zum nächsten Punkt. Nur weil sie „das Recht haben“, heißt das noch lange nicht, dass Väter davon auch Gebrauch machen. Leider gilt dies insbesondere für die Väterkarenz. Ich werde euch jetzt nicht mit Zahlen langweilen (online sind genug Studien dazu zu finden, z.B. diese), aber ich bin jetzt in einem Alter, in dem viele in meinem Freundeskreis Väter geworden sind oder es bald werden. Dementsprechend oft diskutieren wir über das Thema Väterkarenz. Dabei muss ich feststellen, dass viele ihre Vorgesetzten noch immer zögerlich oder mit Unbehagen darauf hinweisen, dass sie die Väterkarenz zu nutzen gedenken. Warum? Es geht ums Image. Bin ich ein weniger engagierter Mitarbeiter? Wird sich das auf meine Karriere auswirken? Wie werden meine Kollegen darauf reagieren? In der Tat ist die Väterkarenz auch im Jahr 2021 immer noch ein Tabuthema. Ich muss zugeben, dass selbst ich nervös war, als ich meine Absicht kundtat, mir für meine Tochter eine Auszeit zu nehmen. Und genau deshalb muss die Väterkarenz mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Wenn ich über die Gespräche nachdenke, die ich mit anderen Vätern geführt habe, wurde mir klar, wie viel Glück ich habe, bei hotelkit zu arbeiten. Ein junges und aufgeschlossenes Unternehmen, das eine Sache ganz klar verstanden hat: zufriedene Mitarbeiter sind engagierter und produktiver. Und glaubt mir, das stimmt einfach! Nochmal zurück zu den Gesprächen. Einige meiner Freunde bekamen von ihrem Vorgesetzten subtil (manchmal auch weniger subtil) den Hinweis, dass die Beanspruchung der Väterkarenz unerwünscht ist, selbst wenn es im Mitarbeiterhandbuch steht.

Um diesen Artikel mit einer guten (und vielleicht nützlichen) Nachricht zu beenden, dachte ich, warum nicht meine Erfahrung in fünf Punkten zusammenfassen: 5 Gründe für die Väterkarenz. 

  1. Zeichen gegen den Status quo: Sich für sein Kind Karenz, ja sogar einfach nur frei zu nehmen, ist oft immer noch „Muttersache“. Das sollte nicht so sein. Meine Frau macht viel mehr als ich. Allein das Stillen ist harte Arbeit. Als sie also wieder zurück in ihren Beruf ging, trug ich meinen Teil dazu bei, dass sie sich voll und ganz auf ihren Wiedereinstieg ins Arbeitsleben konzentrieren konnte. Hätte ich diese zwei Monate nicht gehabt, hätte ich das nicht tun können. Wir beide sind für die Betreuung unserer Tochter verantwortlich.
  1. Fördert eine stärkere Bindungen mit deinem Baby: Diese letzten zwei Monate, die ich „allein zu Hause“ mit meiner Tochter verbracht habe, sind unbezahlbar. Es war nicht immer einfach. Ich kann jedoch spüren, dass die Bindung zwischen uns nun unheimlich stark ist.
  1. Die Väterkarenz ist kein Urlaub: Alle da draußen, die glauben, dass der „Vaterschaftsurlaub“, wie die Väterkarenz auch heißt, gleich Urlaubszeit ist, habe ich ein Wort. Nein. Wickeln, füttern, anziehen, umziehen, baden, Wäsche waschen, Mittag- und Abendessen vorbereiten, putzen, die Einrichtung vor dem Kind und das Kind vor der Einrichtung beschützen, einkaufen. Die Liste ist lang. Wenn meine Frau nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt, will ich ihr das Baby am liebsten in die Arme drücken und auf der Couch zusammenbrechen. So einfach ist das nicht. Die Couch musste warten, bis das Baby schläft. Noch ein heißer Tipp gefällig? Fragt euren Partner, der in der Elternzeit ist, niemals, was er oder sie eigentlich den ganzen Tag lang gemacht hat, während du gearbeitet hast. Glaubt mir. Keine gute Idee.
  1. Mehr Selbstvertrauen als Papa: Um schwimmen zu lernen, muss man ins Wasser. Mit dem Vatersein verhält es sich ähnlich. Ich musste viele Dinge lernen, während meine Frau weg war. Dinge, die ich für selbstverständlich hielt, als noch sie in Karenz war. Mittlerweile bin ich selbst in der Königsdisziplin (Töchterlein mitten in der Nacht wieder zum Einschlafen zu bringen) Meister.
  1. Mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz: Die Väterkarenz hat meine Karriere in keiner Weise negativ beeinflusst. Im Gegenteil. Ich bin jetzt noch zufriedener in meinem Job und mit dem Unternehmen, für das ich arbeite. Wie eingangs erwähnt, sind zufriedene Mitarbeiter engagierter und produktiver, und das ist auch gut für das Geschäft. 

Ich freue mich schon darauf, wieder in den Job zurückzukehren. Dies wird der Beginn eines neuen Kapitels in unserem Leben als Eltern. Unsere Tochter geht dann in die Krabbelstube. Meine Frau und ich müssen uns das Abholen und Hinbringen gut einteilen. Vielleicht kocht sie eine Woche, ich übernehme das Bad. Die Woche darauf umgekehrt. Aber das ist eine andere Geschichte. 🙂

Norman Produit ist einer der besonders kreativen Mitarbeiter bei hotelkit.

Über den Autor

Norman Produit

Auf seinem Weg zum Hoteldirektor ging ihm das Benzin aus, aber wie es der Zufall wollte, fand er einen Ort, an dem er seine Leidenschaft für die Fotografie mit der Hotelbranche verbinden konnte.

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